20. März 2021 | 09:00 | Kategorie:
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Die goldenen Zwanziger

Wir werden viel Langmut benötigen, um (auch) die Tourismus- und Freizeitwirtschaft wieder aufzubauen. Es wird nicht von heute auf morgen gehen. Aber wir werden der Essenz des Reisens und Urlaubens, dem tieferen Sinn, dem Nutzen, den wir stiften, auf den Grund gehen. Und mit unserem Tun einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Resilienz leisten.

Vor einem Jahr zu nächtlicher Stunde am TP-Blog gepostet, ist seitdem beruflich viel passiert: Wir durften Ausflugsziele und gemeindeeigene Sport- und Freizeitbetriebe in Niederösterreich bei deren COVID-19-Prävention unterstützen. Und in dieser Wintersaison „Sicher skifahren“ – den Schulterschluss der Skigebiete in Niederösterreich und angrenzender Steiermark – organisieren. Noch nie haben wir soviel (mit)gelitten, noch nie haben wir soviel gelernt wie in diesem einen Jahr. (Der 6. ANNA:LOG ist daher dem Thema „Ticket to Nature: Digital unterstützte Besucherlenkung und Kapazitätsmanagement für das Berg- und Naturerlebnis – was bleibt nach der Pandemie?“ gewidmet.)

Die Pandemie ist leider noch nicht überstanden. Derzeit können wir zwar mancherorts im Ausflugstourismus einen Beitrag dazu leisten, dass es Menschen besser geht. Aber ansonsten ist vor allem Schadensbegrenzung angesagt, sind viele Tourismusbetriebe in Dauersperre und wir noch gar nicht richtig in die Phase des Wiederaufbaues eingetreten.

Roaring Twenties, années folles, Anni ruggenti

International wird in Analogie zu den 1920er-Jahren bereits mit heraufdräuenden „Goldenen Zwanzigern“ spekuliert. The Atlantic schreibt dazu im Februar: »The 1918 influenza that left the planet short of some 50 million people—several times as many as had just been killed in a gruesome war—gave way to the Roaring ’20s, when Americans danced and flouted Prohibition, hearing the notes that weren’t being played.«

Und der Economist meinte bereits Mitte Jänner: »Today a dawn of technological optimism is breaking. The speed at which covid-19 vaccines have been produced has made scientists household names. Prominent breakthroughs, a tech investment boom and the adoption of digital technologies during the pandemic are combining to raise hopes of a new era of progress: optimists giddily predict a “roaring Twenties”. Just as the pessimism of the 2010s was overdone—the decade saw many advances, such as in cancer treatment—so predictions of technological Utopia are overblown. But there is a realistic possibility of a new era of innovation that could lift living standards, especially if governments help new technologies to flourish.«

Langlebigkeits- statt Wegwerfgesellschaft

Wer würde sich nicht eine Ära der Innovation, des gesellschaftlichen Fortschrittes – befeuert durch Kunst und Wissenschaft – ganz allgemein des Geistes wünschen? Angesichts der Klimakrise müsste heute mehr denn je in vielen Generationen gedacht werden, also die voraussichtlichen langfristigen Auswirkungen zur Richtschnur des Handelns im Hier und Jetzt werden.

Wer würde sich nicht eine „Langlebigkeitsgesellschaft“ als Antithese zur Wegwerfgesellschaft wünschen? Konsument*innen, die bei Kaufentscheidungen auf Qualität statt Quantität setzen, Reparierbarkeit statt geplanter Obsoleszenz als Credo der Produzent*innen? Marcel Hirscher wird dazu im Red Bulletin wie folgt zitiert: »Wenn ich früher gesagt habe „meine Winter­jacke“, dann war das die eine für alles, von Schule bis Skirennen. Ein Mensch, eine Jacke. Hat sie nimmer gepasst, hat sie mein Bruder gekriegt.«

Wer würde sich nicht ein Zeitalter voll Lebensfreude und Lebenslust wünschen? Eine Gegenwelt zur Tristesse der Pandemie, zu Verschwendung und Zeittotschlagen durch digitale Dauerberieselung? Es liegt an uns, diese Sehnsucht nach einer besseren Zukunft in den Tourismus zu übertragen. Und Vorbereitungen zu treffen, denn irgendwann wird auch das Reisen und Urlauben zurückkehren.

 

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