25. Januar 2010 | 22:20 | Kategorie:
2

Wo bleibt da die Gerechtigkeit?

Der vergangene ÖHV-Kongress in Zell am See hat es gezeigt. Der Tourismus hat bisher das volle Ausmaß der Krise noch nicht zu spüren bekommen. 2009 hat man noch einigermaßen gut überstanden und am Gradmesser Insolvenzentwicklung zeigen sich Gastronomie und Hotellerie mit einem Zuwachs von 1,3 % deutlich stabiler als die Gesamtwirtschaft, die im vergangenen Jahr eine Zunahme der Firmenzusammenbrüche um 9,2 % hinnehmen musste. Aber nach ersten Nächtigungs- und Preisrückgängen und am Beginn des zweiten Jahres mit schlechten Wirtschafts­aussichten beginnen die Nerven blank zu liegen.Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass man neidvoll nach der Wirtschaftshilfe blickt, die dem Bankensektor zugekommen ist:

  • Die Europäische Zentralbank hat ihr Füllhorn ausgeschüttet und üppig Liquidität bereitgestellt
  • die Republik hat großzügig eigenkapitalersetzendes Kapital für den Kreditsektor eingeräumt und
  • die hoffnungslos in Grund und Boden gewirtschaftete Hypo-Alpe-Adria wurde endgültig auf Steuerzahlers Kosten aufgefangen, nachdem die bereits geflossene Hilfe sich als nicht ausreichend herausstellte.

Dem Fass schlägt schließlich den Boden aus, dass die Banken sich mit dem sogenannten „Liquiditäts­­aufschlag“ noch eine neue Einnahmequelle einfallen ließen. Das spült ihnen zusätzliches Geld in die Kassen, das sich ihre Kunden erst schwer verdienen müssen. Nachdem sogar Obama die Kreditwirtschaft als neues Feindbild erkannt hat, ist es auch nicht verwunderlich, dass die ÖHV die Gelegenheit nicht verstreichen ließ da noch einmal nachzulegen und über schlechte Behandlung durch die Kreditinstitute und üppige Konditionen zu wettern.

Der Liquiditätsaufschlag ist der Preis für die lange Frist

Das von der EZB zur Verfügung gestellte Geld hat kurzfristigen Charakter und ist aufgrund des bewusst günstig gehaltenen Zinsniveaus und der reichlich vorhandenen Liquidität zurzeit sehr niedrig, was sich in einem niedrigen Drei-Monats-Euribor niederschlägt. Unternehmen, die tatsächlich nur einen kurzfristigen Finanzbedarf haben, kommen so in den Genuss noch nie dagewesener günstiger Zinsen. Da gerade in der Krise auch die Banken ihr Geld im Zweifelsfall lieber rasch wieder von ihren Kreditnehmern zurückhaben wollen, wird das Geld mit einer langen Frist nur ungern und dann mit einem kräftigen Aufschlag angeboten. Dieser sogenannte Liquiditäts­aufschlag wird mittlerweile auch beim Kapitalverkehr der Banken untereinander angerechnet und stellt den Preis für die lange Fristigkeit und somit auch für die Fristentrans­formation dar. Da kein Maßstab für langfristige Finanzierungen veröffentlicht wird, bleibt Bezugsgröße nach wie vor ein dem Grund nach unpassender Parameter, der für den kurzfristigen Geldverkehr ausgelegt ist. Bei dem Liquiditätsaufschlag handelt es sich daher nicht um ein neues Körberlgeld für Banken sondern um eine Bepreisung der Fristigkeit, die allerdings die Tourismus­wirtschaft mit ihrem langfristigen Kapitalbedarf besonders trifft.

Die Eigenkapitalstärkung der Banken ist für das Funktionieren des Kapitalmarktes erforderlich

Wenn Banken im Zuge der Finanzkrise Verluste erleiden, schlagen diese in das Eigenkapital der Kreditinstitute durch und da die Eigenkapitalausstattung der neuen Kreditvergabe Grenzen setzt, müssen Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Mittel für die Kreditinstitute bereitgestellt werden, um einen auch in der Krise funktionierenden Kredit- und Kapitalmarkt sicherzustellen. Wäre das nicht geschehen, hätte es zu einem Stopp der Kreditvergabe an Unternehmen und Private kommen können – mit unabsehbaren Folgen für die ohnedies schwächelnde Konjunktur. Das für die Bankwirtschaft bereitgestellte Partizipationskapital wurde darüber hinaus mit einer Verzinsung ausgestattet, die mit rund 9 % Unternehmer wohl kaum vor Neid erblassen lässt.

Nüchtern betrachtet haben sowohl EZB als auch Bundesregierung an den richtigen Schrauben gedreht und die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Trotz der neuen Liquiditäts­zuschläge herrscht derzeit ein ausgesprochen niedriges Zinsniveau, welches mit ein Grund dafür ist, dass Unternehmer im Tourismus die herrschende Konjunkturflaute vergleichsweise gut überstehen können. Die Konkurrenz funktioniert gerade am gut besetzten österreichischen Bankensektor so gut, dass über weite Strecken davor zurückgeschreckt wurde Basel II so anzuwenden, wie es vorgesehen war. Da ist die Hoffnung berechtigt, dass auch in Zukunft der Wettbewerb für günstige Konditionen sorgen wird und die neu am Horizont auftauchende Bedrohung verschärfter Regulierungen für den Kreditsektor als eine Folge der Finanzkrise (Basel III) maßvoll gehandhabt wird.

26. Januar 2010, 17:32

Wie hier richtig angeführt wird, fehlt es in der langfristigen Tourismusfinanzierung in erster Linie an Transparenz: Es gibt keinen Maßstab dafür, die Vergleichbarkeit hinkt. Kredite gibt es derzeit mit niedrigen Zinsen und nun nur gegen hohe Aufschläge – und zwar auch bei bestehenden Verträgen. Währenddessen stellen die Hoteliers und ihre Mitarbeiter mit ihren Steuerzahlungen den Banken Eigenkapital zur Verfügung: Damit sichergestellt ist, dass das System weiterläuft wie bisher. Wie gut das ist, wird sich erst weisen. Doch zum Glück dämmt Basel II jetzt das Risiko ein, das die Banken mit diesen unberechenbaren KMU eingegangen sind. Oder lag der Grund für die Weltwirtschaftskrise doch anderswo? Die erhöhten Kosten für das Eigenkapital trägt der Bankkunde. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise sind mittlerweile deutlich in den Bilanzen zu sehen und werden die Bonität der Branche noch länger belasten: Das durchschnittliche EGT in der 4-Sterne-Hotellerie ist von -1,4 % im Jahr 2008 auf -5,6 % im Vorjahr gesunken. Aufschläge für die Finanzierung erschweren die Situation zusätzlich. Die Banken schreiben derweil Gewinne. Der Tourismus kann ab sofort die tourismusfreundlichste Bank küren. Unter der ÖHV Plattform: http://www.bankencheck.at gibt es sie.

30. Januar 2010, 15:59

Was tatsächlich fehlt ist ein Parameter für langfristige Finanzierungen. Der Euribor ist grundsätzlich ungeeignet und der existierende Euro-Swap-Satz ist nicht allgemein zugänglich. Aus diesem Grund wird der Aufschlag für die Fristigkeit, Bonität, Eigenkapitalunterlegung etc. gemischt und für den Kunden fehlt die Transparenz.

Aber mit Basel III wird ja alles besser.

Kommentieren

Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen