19. Januar 2024 | 10:36 | Kategorie:
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Signa und der Tourismus

Das Jahresende hat für die Interessensvertretungen der Tourismuswirtschaft bislang häufig einen Erklärungsbedarf nach sich gezogen, da ja Hotellerie und Gastronomie schon allein aufgrund der Größe der Grundgesamtheit aller Unternehmen auch eine wesentliche Rolle im Insolvenz­geschehen gespielt hatten.

Schaden der Signa-Pleite vergleichbar mit 77 Jahre Tourismus-Crash

Heuer ist nun alles anders. Die Pleite der Signa-Holding und ihrer Tochterunternehmen hat die Insolvenzpassiva in Österreich von EUR 2,3 Mrd. 2022 auf fast EUR 14 Mrd. 2023 hoch­schnellen lassen. Da hat alleine Rene Benko im vergangenen Jahr ein Volumen an Insolvenz-Verbindlich­keiten zur Bereinigung vorgelegt, für das die Tourismuswirtschaft durchschnittlich 77 Jahre benötigt.

Insolvenzgeschehen wieder auf Vorkrisenniveau

Davon abgesehen ist beinahe wieder Normalität eingekehrt. Die Unternehmenspleiten liegen – wie vor der Corona-Krise – bei rund 5.000 Fällen jährlich. Hotellerie und Gastronomie haben daran einen Anteil von 13 bis 15 % so wie in der Vergangenheit auch. Die Insolvenzpassiva pro Tourismusfall beträgt fast schon lächerliche EUR 0,3 Mio. 2023 hatte die Tourismuswirtschaft nur einen Anteil von 1 % der gesamten Insolvenz-Passiva.

Nicht nur die Bauwirtschaft auch die Tourismuswirtschaft spürt die hohen Zinsen, die angesichts der nach wie vor sehr fremdkapitallastigen Finanzierung, das Wohl und Wehe der Unternehmen maßgeblich beeinflussen. Obwohl seitens der EZB eine Zinssenkung denkbar wäre, wird sie wohl erst dann kommen, wenn sich die Inflationsraten wieder auf ein Normalniveau einge­pendelt haben. Die hohe Inflationsrate hat auch hohe Lohnabschlüsse nach sich gezogen und entwickelt sich aktuell zum Sorgenkind der heimischen Wirtschaftspolitik.

Erfreuliche Tourismuskonjunktur

Trotzdem ist es mehr als erfreulich zu sehen, dass touristische Dienstleistungen ein unverzicht­barer Bestandteil des modernen Lebens geworden sind. Die Generation unserer Väter hat bei den Konsumausgaben gespart, um sich langlebige Güter wie Auto oder Wohnung leisten zu können. Die junge Generation sieht das scheinbar umgekehrt: Angesichts deutlich gestiegener Kosten für Wohnbau und Kredite wird das Geld lieber in den kurzfristigen Konsum gesteckt – und das kommt dann der Hotellerie und Gastronomie zugute.

20. Januar 2024, 8:48

Was erkennen wir daraus?
1. Es ist alles, wirklich alles relativ
2.Dem Tourismus geht es gut, weil die „junge Generation“ mehr für kurzlebige als für langlebige Konsumgüter ausgibt.
Die Konsequenzen daraus?
An Punkt 1 wird sich nichts ändern, an Punkt 2 wird sich das bestätigen

23. Januar 2024, 21:54

Dienstleistungen in Freizeit und Tourismus sind nun schon lange ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens. Und meiner Erinnerung nach sind auch große Teile der von Franz Hartl angesprochenen Generation unserer Väter auf Urlaub gefahren, jedenfalls spätestens nachdem das Haus gebaut und das Auto davor geparkt war. Wie sonst wäre der enorme Aufschwung des Tourismus seit den 1960er und 1970er Jahren zu erklären.

Selbstverständlich hat sich im Laufe der Zeit in den Werthaltungen der Menschen vieles geändert, und eine ausgewogene Work-Life-Balance ist längst keine hohle Phrase mehr. Zudem ist heutzutage das Auto kein Muss, jedenfalls für die städtische und stadtnahe Bevölkerung, die auf kurze Versorgungswege und ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz zurückgreifen kann.

Da wir es auch mit einer Erbengenration zu tun haben, bleibt naturgemäß mehr Geld für den kurzfristigen Konsum übrig. Und der kommt derzeit offensichtlich primär dem Freizeit- und Tourismussektor zugute und weniger – wie man rundherum hört und liest – anderen Branchen.

Im Tourismus dürfen aber die reinen Nächtigungszahlen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Geld vornehmlich für das ausgegeben wird, was unbedingt sein muss: Beherbergung und Infrastruktur. Die Gastronomie hingegen spürt die finanzielle Zurückhaltung der Gäste indem diese weniger konsumieren und verstärkt preisgünstigere Angebote nachfragen. U.a. hat dies der Gastronomiechef eines großen Tiroler Gletscherskigebietes vor Kurzem eindrucksvoll geschildet.

24. Januar 2024, 15:18

Während ich die Bedeutung von Investitionen und Entwicklungen in der Tourismusbranche verstehe, wecken einige Aspekte eurer Beteiligung meine Besorgnis. Die Analyse im genannten Blogbeitrag weist auf die Verflechtung von Signa in Hotelprojekte und den Tourismus hin, die weitreichende Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften und das traditionelle Charakterbild eines Reiseziels haben könnten.

Die mangelnde Transparenz in Bezug auf die Motivationen und langfristigen Auswirkungen von Signa-Projekten wirft Fragen hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung und des Respekts vor lokalen Werten und Bedürfnissen auf. Es wäre wünschenswert, wenn Signa sich stärker für offene Kommunikation und Transparenz einsetzen würde, um die Bedenken der Öffentlichkeit zu adressieren.

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