21. Januar 2010 | 10:17 | Kategorie:
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Coole Swissness in der Krise

Lokalaugenschein letzte Woche im Schweizerischen Wallis, einer der führenden Tourismusregionen der Schweiz mit so bekannten Ferien-Marken wie Saas Fee, Zermatt, Aletsch Region, Crans Montana oder Leukerbad, zeichnet ein aus heimischer Sicht doch recht abenteuerliches Bild:

 

  • Orts-Bettenauslastungen von 25% in Saas Fee  bis 50% in Zermatt
  • HP-Preise in der gehobenen 4 Sterne Hotellerie von € 250 pro Person im „normalen“ Doppelzimmer aufwärts
  • Gastro-Preise für ein „Steak&Salad“ in der Orts-Beiz von € 35,–
  • und die Ski-Tageskarte im „Matterhorn Paradise“ Zermatt  um wohlfeile € 55,–

 

Zu stören scheint es freilich keinen: Nach dem Motto „des Fränkli staht halt guat“ und „ s´Jennaloch isch a biz groß das Jahr“  –  zeigt sich die Heimat von „Basel 2“ offenkundig gelassen.

 

„Austria ist Schnäppchenland!“  

 

Dann sollten wir uns wohl auch keine Sorgen machen – im Gegenteil: der „rechnende“ Wintergast wird im Vergleich ohnehin bald merken: „Austria ist Schnäppchenland!“  Erhält der geschulte „Kalkulierer“ im direkten Vergleich hierzulande doch deutlich attraktivere und modernere  Angebote als bei unserem westlichen Nachbarn. Nur schade, dass dies von unseren Tourismusorganisationen aller Ebenen noch immer nicht offensiv kommuniziert wird.

 

Ein Auftrag an die Österreich Werbung

 

Der „Preis-/Leistungsvergleich“ eines Winterurlaubs(tages) in Österreich im Vergleich zu unseren Mitbewerbern würde durchaus interessante Ergebnisse und „Aha Effekte“ hervorbringen. Vergleichende Werbung gehört längst zum Standardrepertoire der Branche. In Zeiten kleiner werdender Urlaubsbudgets muss das touristische Gesamtpaket dargestellt werden und nicht immer nur über Pulverschneepisten und hohe Berge: beides haben unsere Nachbarn nämlich auch – letztere sogar deutlich höher und imposanter!

21. Januar 2010, 12:04

Guglielmo Brentel, Präsident der hotelleriesuisse meinte zu diesem Thema sinngemäß am gestrigen ÖHV-Kongress: „Es wird immer einen geben, der billiger ist als wir. Wir sagen: Schweiz statt Geiz…“ – auch ein Ansatz…
Ob man so mittelfristig auch die Betten füllt (siehe Martin Schumachers deutlichen Hinweis auf die Auslastung) bleibt fraglich. Wie sich das auf die Wertschöpfung der eher strukturschwächeren Schweiter Destinationen auswirkt ebenfalls.

21. Januar 2010, 12:37

Bestimmt ist vergleichende Werbung auch ein Schritt in eine offensivere Marketing-Zukunft, die uns die nächsten Jahre wie ein „Dauerabenteur“ erscheinen wird.

Darüberhinaus ist aber die Werbung insgesamt in Österreich wie vielleicht im Tourismus generell brav, nett und meist „all of the same“.

Einige Konsumindustriekonzerne zeigen uns tag tägtlich wie´s auch noch gehen könnte.

26. Januar 2010, 13:27

Martin, danke für Dein pointiertes Statement.
Aus Marketing-Sicht möchte ich noch ein paar persönliche Eindrücke von der Skiexkursion einbringen:
1.) Die Schweizer haben ein Höchstmaß an „touristischem Selbstbewusstsein“ – da können wir uns eine Scheibe abschneiden!
2.) Der Herrgott hat es gut mit den Schweizern gemeint und Ihnen das „Matterhorn & Co“ geschenkt – auf diesen Lorbeeren und anderen „Pioniertaten“ ruhen sich allerdings viele Touristiker aus.
3.)„Branding was ist das?“ In den Skigebieten gibt es nahezu kein Bergbahn-Branding, sprich durchgängiges Corporate Design (Logo-Präsenz, Corporate Colour …),sodass sich die Marke ins Hirn „einbrennen“ und somit mittel- bis langfristig im Gedächtnis verankern könnte. Gegenbeispiel gefällig? Bittesehr: Serfaus-Fiss-Ladis/Tirol
4.)„Starke Destinationsmarken vs. schwache Hotelmarken“: In Österreich versuchen die meisten Hoteliers ihr Haus selbst als Marke zu profilieren (Logo, Schriftzug, Angebotsspezialisierung, Inszenierung …). In den Top-Tourismusorten Saas Fee und Zermatt scheint dies etwas anders zu sein. Nicht mehr ganz zeitgemäße Hotels werden von Außen mit austauschbarer Leuchtschrift in Großbuchstaben „markiert“. „Wozu soll/muss mein Hotel Marke sein, wenn doch der Ort bekannt genug ist?“
5.) „Geheimtipp Aletsch-Arena“: Es gibt auch Destinationen die sich auf sympathische Weise ins Zeug legen. Familien-Qualitätsurlaub zum – für die Schweiz -attraktiven Preis/Leistungsverhältnis unter http://www.aletscharena.ch

Sei´s wie´s sei – die Schweiz ist immer eine Reise wert!

27. Januar 2010, 14:12

Bei all den richtigen Denkanstößen ist noch zu bedenken, dass die Schweiz im Vorjahr einen großen Nächtigungseinbruch zu verzeichnen hatte – im Gegensatz zu Österreich, und dass sich die Entwicklung in diesem Winter für den eidgenössischen Tourismus nicht sehr erfolgsversprechend anlässt. Meine These: Die Schweiz hat vieles an aktuell notwendigen Anpassungen noch vor sich und ist daher derzeit nicht unbedingt ein tourismusstrategisches Vorbild. Soweit Verallgemeinerungen zulässig sind!

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