23. März 2012 | 18:07 | Kategorie:
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Der legalisierte Griff in die Kassen

Die Finanzierung der Tourismusinfrastruktur in den Gemeinden baut traditionell auf Orts- und Kurtaxen bzw. „Fremdenverkehrsabgaben“ auf. Jetzt geht die Politik einen Schritt weiter: Sie lässt die Hoteliers die leeren Kassen füllen. Zu viel wird für Bürokratie und Wahlversprechen ausgegeben. Die Gäste, so die Logik dahinter, haben ja kein Stimmrecht. Die Hotellerie wird zum Inkasso zwangsverpflichtet. Probleme mit der Preisdurchsetzung kennt die Politik ja nicht.

So wird die Ortstaxe in Niederösterreich und im Burgenland um rund 70 % auf 1,50 Euro erhöht! Die Mehreinnahmen werden „gerecht“ auf Land und Gemeinden aufgeteilt. Wien erhöht von 2,8 auf 3,2 %. Viel schlimmer wirkt sich aber das Streichen von Absetzposten aus. Das erhöht die Belastung um rund 35 %!

In keinem der drei Fälle wurde die Erhöhung diskutiert, in Wien wurden sogar mit einem Trick verhindert, dass die Betroffenen sich einbringen. Übrigens: Laut aktueller Umfrage von Reader´s Digest vertrauen noch 5 % der Österreicher den Politikern.

24. März 2012, 10:37

Im Pillerseetal wurde vor 3 Jahren die Ortstaxe auch um 50 % auf € 1,50 angehoben (ohne Mehrleistung für den Gast).
Was machen wir damit:
*Wir stützen 2 öffentliche, alte Hallenbäder; hier scheint niemand für einen effizienten Betrieb verantwortlich
*Zuschuss zur Sanierung der öffentlichen Sauna
*vermutlich ewiger Zuschuss an private Bergbahnen
*der Staatsverwaltung angepasste hohe Verwaltungskosten; ein Geschäftsführer darf in Tirol je nach Region das 2-bis 3-fache eines guten Souschefs verdienen; OHNE Haftung für sein Tun im Verband
Positiv: zumindest einen Bmw 740d haben wir noch nicht im Verband;-)

Für die eigentliche Aufgabe bleibt kein Geld mehr übrig, aber daß weiß unsere Landesregierung alles. Die TVBs werden zum Löcher stopfen ausgenutzt. Und die Betriebe bringen die Gebühr oft nicht mehr in den Preisen unter.

24. März 2012, 11:17

Diese „Altlasten“ gehören genauso hinterfragt, wie die Politik die Vorgaben ändert. Sie stammen teilweise noch aus den Boomjahren und das können sich die wenigsten heute noch leisten. Alte Verträge müssen leider auch heute noch erfüllt werden, aber über Anpassungen muss heute entschieden werden und das ist Aufgabe der Aufsichtsräte und Vorstände nicht der Landesregierung und nicht der Geschäftsführer. Auch die Höhe der GF Entlohnung liegt bei den Vorständen und die Überwachung seines „Tun“ ebenfalls.

26. März 2012, 9:15

Die Tourismusindustrie in den östlichen Bundesländern hat sich ja richtig einseifen lassen. Eigentlich seltsam, dass da weder die ÖHV noch die WK etwas dazu gesagt haben. Die Kurtaxe sollte meiner Meinung nach ausschließlich den jeweiligen Gemeinden dienen um die Infrastruktur zu erhalten bzw. neue Projekte zu finanzieren.
Die Abzweigung der Gelder für die Länder ist wirklich ein armseliger Schritt. Man bedient sich am Geld seiner eigenen Gemeinden um die Budgetlöcher zu stopfen.

Die Geschäftsführer verdienen ehrlich gesagt auch in Tirol nicht unglaubliche Geldberge.
1. Heute gibt es ja keine kleinen Verbände mehr.
2. Wer setzt sich denn schon freiwillig auf diesen Schleudersitz?
3. Wer ist denn schon gern die am meist kritisierte Person in der Region?
4. Und wohl das Wichtigste: If you pay peanuts, you get monkeys!

Grüße aus Hall in Tirol
Michael Egger

26. März 2012, 11:54

Man muss Herrn Egger zugute halten, dass er als Marketing-Mann wohl keinen Einblick in politische Arbeit hat – dann sollte er sich aber auf seine Themen konzentrien: Es ist tatsählich so, dss die Politik natürlich kein Interesse hat, die Erhöhung von Ortstaxen mit den Betroffenen zu diskutieren – ganz im Gegenteil werden Erhöhungen geheim vorbereitet und die Betroffenen damit überrascht. In Wien wurde dafür sogar das Mittel eines Initiativ-Antrags eingesetzt, obwohl dafür kein Grund besteht. Welche Folgen das auf den Diskurs in der Gesetzgebung hat (er wird verhindert), muss er nicht wissen. Dass durch den Einsatz von ÖHV und Wirtschaftskammer noch schlimmeres verhindert werden konnte, kann er wohl nicht wissen. Auch das ist für jemandem, der nur sein Angebot anpreisen will, okay. Aber dass er vom Engagement von Wirtschaftskammer und ÖHV gar nichts mitbekommen hat (sogar in diesem Blog gibt es einige Artikel darüber), offenbart, wie viel er von der Branche weiß. Man sollte Marketing und Public Affairs schön trennen. Dann wird es nicht so peinlich mit dem Besserwissen.

28. März 2012, 11:22

Im Burgenland wurde die Ortstaxe per Gesetz angehoben und beinhaltet nunmehr einen fixen Marketingbeitrag für den Landesverband Burgenland Tourismus. Dies vor allem deshalb, weil mit 2013 die Phasing out Periode und damit der Geldsegen aus Brüssel zu Ende geht. Bedenklich stimmt, dass mit demselben Gesetz auch die Steuerungsgremien des Landesverbandes geändert wurden. Damit ist die Frage der Verwendung der Mittel im Landesverband eine politische. Mehr dazu hier:

https://www.tp-blog.at/politik/uber-den-einfluss-der-politik

Was die Situation in Tirol betrifft darf allerdings auch kritisch angemerkt werden, dass hier die Kongruenz zwischen Beitragszahlern und Profiteuren auch nicht immer gegeben ist. So sind manche – im Tiroler Vergleich eher unbedeutende – Tourismusregionen mit finanziellen Mitteln ausgestattet, von denen man andernorts nur träumen kann. Aber auch der Einwand von Herrn Nothegger enspricht meinen Beobachtungen: im Zweifel wird halt umgeschichtet und der TVB muss für die Gemeinde einspringen.

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