30. November 2023 | 11:17 | Kategorie:
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Tirols Hallenbäder in Finanznöten – Konzept gefordert

Bäder am Trockenen

Neben Ehrwald, St. Ulrich am Pillersee, Wörgl und Axams werden jetzt die Schwimm­becken in einem weiteren Tiroler Hallenbad trocken bleiben: In Seefeld wird vorerst nurmehr die Sauna geöffnet sein, die Wasser­fläche des Hallenbades wird gesperrt.

Gestiegene Energie- und Reinvestitionskosten aber auch mangelnde Nachfrage und bei weitem nicht kostendeckende Preise haben so manche Gemeinde zum Umdenken gebracht. Mittlerweile ist ein Hallenbad auch als Gästemagnet längst nicht mehr zu gebrauchen, haben doch Hotels mittlerweile eigene Badeanlagen errichtet, wo dann der Gast vom Zimmer aus gleich im Bademantel in Richtung Nass schreiten kann.

Gemeindebudgets überfordert

So ist derzeit auch das Hauptargument für die teuren Anlagen die Möglichkeit für Schüler und Jugendliche das Schwimmen zu erlernen. Auch örtlichen Schwimmvereinen droht das Aus wenn die Badeanlage in der Gemeinde ihre Pforten sperrt. Badeanlagen in erreichbarer Entfernung sind eine Einrichtung der Daseinsvorsorge, die zumindest von einem Teil der Bevölkerung geschätzt wird. Da der Zuschuss aus dem öffentlichen Budget meist ein Mehrfaches des bezahlten Eintrittspreises ausmachen, sind weitere Zuschüsse einer Prüfung zu unterziehen und machen eine selektive Unterstützung erforderlich.

Zwischen Unterstützen und Zusperren

Eine nachvollziehbare Vorgangsweise ist sowohl angesichts der zu erwartenden hohen Kosten der Sanierung und Fortführung der Bäder als auch aufgrund der zu erwartenden politischen Turbulenzen bei der Schließung erforderlich.  Als Grundlage soll eine vom Land in Auftrag gegebene Bäderstudie dienen, die allerdings noch immer nicht vorliegt – oder aufgrund ihres möglicher­weise brisanten Inhalts nicht vorgelegt wird.

Vielleicht helfen Wege weiter, die in im nahen Deutschland diskutiert werden. Sie wurden bereits in einem tp-Blog-Beitrag vorgestellt.

1. Dezember 2023, 12:08

Lieber Herr Hartl,
die Schließung der Hallenbäder ringsum (das betrifft meine Familie und mich besonders) ist ein harter, aber auch nachvollziehbarer Vorgang.
Das Wave in Wörgl musste schließen, da die Stadt Wörgl jährlich über eine Million Euro zuschießen musste und den Betrag allein nicht stemmen konnte. Interessanterweise haben sich alle umliegenden Gemeinden furchtbar über dieses skandalöse Vorgehen aufgeregt. Niemand wollte sich aber an den Kosten beteiligen. Dann sah man sich von Seiten des Landes genötigt einzuschreiten. Und auch hier wurde es schlagartig still, als man dann auch scheinbar in der Landeskasse kein Geld fand. Was für eine armselige, lachhafte Nummer. Jetzt ist das Schwimmbad in Wörgl zu und modert vor sich hin. Mittlerweile ein Kandidat für die nächste Ausgabe von „Abandoned places“.
Das Schwimmbad in Seefeld ist wohl ein direktes Opfer der nordischen Ski-WM 2019. Die Gemeinde Seefeld hat sich mit der WM maßlos übernommen und steckt jetzt in so großer Geldnot, dass aufgrund dessen gerade der Gemeinderat zurückgetreten ist.

Warum sich hier das Land prinzipiell so bedeckt hält, wäre eine Recherche wert.
Besonders, da ja 09 2022 Landtagswahlen stattgefunden haben und keine der Parteien auch nur mit einer Silbe bezüglich der Schwimmbäder geworben hat. Und damals war das Thema auch schon brandheiß.

2. Dezember 2023, 15:25

Hallenbäder kämpfen mit steigenden Energiepreisen, Reinvestitionsbedarf und eher stagnierender Nachfrage. Angesichts knapper Gemeindebudgets darf es da nicht wundern, dass ein erheblicher Kostenfaktor abgeschaltet werden soll.

Dem steht natürlich der Nutzen eines Hallenbades für die Schwimmertüchtigung von Schulkindern und der Spass am Schwimmen zumindenst für einen Teil der Bevölkerung gegenüber.

Dieses Thema sollte natürlich nicht politisch oder emotional sondern entlang eines nachvollziehbaren und verständlich gemachten Konzeptes gelöst werden. An Experten für die Entscheidungsfindung ist im Tourismusland Österreich kein Mangel – an mutigen Politikern, die solche Entscheidungen dann umsetzen leider schon.

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