20. Dezember 2013 | 10:32 | Kategorie:
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Die Berge wachsen nicht in den Himmel

Einst waren sie Pioniere des Alpinsports, heute fühlen sie sich berufen, den mannigfaltigen Herausforderungen rund um das Thema Freizeitnutzung der Berge zu begegnen: anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Schweizer Alpinclubs brachte die NZZ ein Interview mit Präsidentin Francoise Jaquet und Geschäftsführer Jerun. Dieses Interview stellt den Abschluss einer speziellen Reihe von Berichten rund um das Thema Berg dar, welche ebenfalls unter dem angegebenen Link nachzulesen sind. Die Chancen für den alpinen Tourismus sind heute mehr denn je intakt. Die zentrale Lage der Destinationen innerhalb Europas sowie die klimatische Begünstigung schaffen ideale Voraussetzungen für eine Positionierung als leicht und sicher erreichbarer, landschaftlich reizvoller und gut ausgestatteter Freizeit- und Erholungsraum. Die kleinteilige Betriebsstruktur, der hohe Anteil an familiengeführten Unternehmen sowie die sprichwörtliche „Gastfreundschaft“ gewinnen in einer schnelllebigen und globalisierten Welt an Bedeutung. Die Kompetenz der Touristiker im Alpenraum stellt in Verbindung mit ihrem Bekenntnis zu Qualität die wesentliche Basis für den künftigen Erfolg dar.

Die Herausforderungen werden aber größer:

  1.  Aufgrund des tiefgreifenden Strukturwandels und der starken Veränderung in den traditionellen Gästesegmenten müssen sich die alpinen Touristiker grundsätzliche Gedanken zu neuen Segmenten machen. Dazu zählen beispielsweise Kurzerlebnisurlaube für kaufkräftige Schichten, günstige Langzeitaufenthalte für Pensionierte, die als „Klimaflüchtlinge“ im Sommer die Städte verlassen wollen, Mehrgenerationen-Familienurlaube oder aber auch Gäste mit Migrationshintergrund.
  2. Damit muss in neue Produkte und vor allem auch in effiziente Produktionsprozesse investiert werden. Ausgangspunkt sind die strategischen Erfolgsvorteile der Alpen, wie beispielsweise Sicherheit (darunter auch politische Stabilität), ausgeglichenes kühles Klima und Outdoor-Möglichkeiten, die in Zukunft noch mehr gesucht und exklusiver werden. Zeit wird bei den kaufkräftigen Schichten ein noch knapperes Gut. Wichtig sind deshalb auch Investitionen in die Infrastruktur, vor allem im Bereich der Verkehrs- und Datennetzwerke.
  3. Komparative Vorteile (Natur, Kultur, etc.) genügen keineswegs, um wettbewerbsfähig zu sein, spielentscheidend ist der kompetitive Teil. Dieser ist wiederum wesentlich mitbestimmt vom Management der Destinationen. Die erfolgreiche Führung von Destinationen funktioniert in einem scharfen Wettbewerbsumfeld nicht über „Governance“ bzw. Selbststeuerung, sondern ausschließlich über die Lenkung durch Führungsnetzwerke.
  4. Zusammensetzung und Funktionsfähigkeit dieser Netzwerke sind zugleich einer der wichtigsten, allerdings bisher kaum beachteten und unerforschten Aspekte des Erfolges. Destinationsmanagement kann insbesondere kaum bzw. nur unter bestimmten Voraussetzungen durch herkömmliche Tourismusorganisationen wahrgenommen werden. Diesen fehlt in der Regel der Zugriff auf die buchungsentscheidenden Leistungen. Die Herausforderung besteht darin, Führungsnetzwerke in Umfeld straffer Wettbewerber (Ferienressorts, Freizeitparks, Kreuzfahrtschiffe, etc.) wettbewerbsfähig aufzustellen.
  5. Dazu müssen wir uns die Frage stellen: Wie können die notwendigen Investitionen in Infrastruktur, Produkte und Produktionsprozesse finanziert werden? Hier ist auch an neue Finanzierungsformen bzw. an institutionelle Arrangements zu denken.

In diesem Sinne – es gibt genug zu tun!

 

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