11. November 2023 | 12:00 | Kategorie:
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Zukunft Winter: eine Frage der Haltung

Wenn wir über die Weiterentwicklung des alpinen Wintertourismus, dabei über Bedeutung und Rolle des Schneesports diskutieren, dann stellt sich zuallererst die Frage der Haltung. Welches Bild haben wir in der Branche von uns selbst – sind wir gleichsam machtloses Opfer ungerechter, inhaltlich falscher Berichterstattung? Haben sich urbane Eliten gegen uns „verschworen“, die vom Leben am Land (geschweige denn in den Bergen) keine Ahnung haben? Müssen wir daher extrem dagegenhalten, heiligt gar der Zweck die Mittel? Oder sollen wir uns auf die Kommunikation netter Bilder beschränken, weil sowieso jegliche inhaltliche Diskussion zwecklos ist?

Vor kurzem hat der Skitourismusforscher Günther Aigner ein Video veröffentlicht: „Beschneiung: Wassereinsatz als Kreislaufwirtschaft“. Es ist ein gutes Beispiel, um unsere Branchenkommunikation und die zugrundeliegende Haltung zu reflektieren. Aigner argumentiert sinngemäß, dass das Wasser bei der technischen Beschneiung im Kreislauf gehalten und nicht „verbraucht“ wird, es sich zudem im Vergleich zu Niederschlägen und Verdunstung von Gewässern um geringe Mengen handelt. Daher könne man, „in Österreich mit gutem Gewissen skifahren“. Aigner hat vollkommen recht damit, dass es am Ende um Moral geht. Wir werden eine Wertedebatte führen (müssen), was in Zeiten der drohenden Klimakatastrophe gesellschaftlich opportun ist – und was nicht.

Wenn wir allerdings in diesem Diskurs ernst genommen werden wollen, dann dürfen wir nicht trivialisieren. Der Wasserkreislauf hat für sich genommen mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft (siehe dazu die Strategie der Bundesregierung) nichts zu tun, außer vielleicht bei Rückgewinnung von Phosphor oder Wärme aus Abwässern. Statt Glaubwürdigkeit für den Diskurs aufzubauen, geht diese durch eine solche Argumentation verloren. Das ewige Bagatellisieren bringt uns nicht weiter, es ist die Schwester des Dramatisierens.

Es ist kontraproduktiv, den eigenen ökologischen Impact herunterzuspielen – stattdessen müssen wir zu unserem Anteil am Problem (und sei er in der globalen Sicht noch so verschwindend gering) stehen. Der vom Fachverband Seilbahnen lancierte CO2-Rechner ermöglicht uns beispielsweise – noch bevor es rechtlich zwingend vorgeschrieben ist – Treibhausgasemissionen zu berechnen und deren Entwicklung (respektive auch die Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen) darzustellen. Wir müssen kompetent an der Reduktion negativer Effekte und der Verstärkung positiver Effekte arbeiten. Denn wir haben – etwa in Sachen Förderung der Biodiversität oder Wassermanagement – einiges beizutragen, noch viel mehr was Erholungswert und Freizeitnutzen für unsere Gäste oder gute Jobs anbelangt.

Um auch in Zukunft mit Wintertourismus bzw. Schneesport am Markt zu reüssieren, müssen wir glaubhaft machen, dass der gesellschaftliche Nutzen die Kosten bei weitem übersteigt. Das ist sicher mit viel mühseliger Arbeit verbunden: sowohl bei Klimawandelanpassung und -minderung als auch in der Kommunikation. Aber es ist möglich!

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