21. April 2020 | 11:56 | Kategorie:
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Corona – Kahlschlag

Die Statistik wird zu unserem täglichen Begleiter in Zeiten der Corona Krise: Waren es bis vor kurzem Live Ticker über die Zahl der Infizierten, Toten und wieder Genesenen, so wird jetzt in den europäischen Medien der Kahlschlag sichtbar, den die Maßnahmen zur Eindämmung der Krise in der Wirtschaft hinterlassen (werden).

Aktuellen Schätzungen zufolge wird das BIP in Österreich heuer um 6 % sinken, bis dato wurden Anträge auf Kurzarbeit für nahezu 900.000 Jobs gestellt, die Arbeitslosenzahl betrug (Ende März) inklusive Schulungsteilnehmer mehr als 560.000 Personen. In dieser Statistik naturgemäss nicht erfasst sind die Zahlen jener Vertragsbediensteten und Beamten, die derzeit häufig im „home office“ ihr Dasein fristen, ebenso wie jene der neuen Selbstständigen und Unternehmer.

Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass rund ein Viertel der heimischen Betriebe konkret in seiner Existenz gefährdet ist, aus der Wiener Innenstadt hört man nichts Gutes, da kämpfen Beherbergung und Shops ums Überleben, Besserung ist vor allem für den internationalen Städtetourismus nicht in Sicht.

Ob und inwieweit der heimische Tourismus die Auswirkungen der Krise noch eindämmen kann, darüber wird im TP-Blog von Experten regelmässig und fachlich kompetent geschrieben.

An dieser Stelle großer Dank an alle Autorinnen und Autoren sowie alle Leserinnen und Leser, die mit ihren wertvollen Kommentaren eine solide Diskussion ermöglichen.

Ein persönliches Wort sei noch gestattet: Langsam etabliert sich in Österreich eine fachliche Diskussion darüber, ob die rechtlichen Eingriffe verhältnismässig waren bzw. sind. Es braucht aus meiner Sicht aber auch dringend eine Diskussion darüber, wie es mit der Verhältnismässigkeit der mit den Maßnahmen verbundenen wirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Konsequenzen aussieht. Die Tatsache, dass Österreich nicht alleine steht, entbindet nicht von der Verantwortung für Weichenstellungen, die weit über das Jahr 2020 hinauswirken. Und die in eine Zeit des Umbruchs fallen, wo wir mit Digitalisierung, Klimawandel, Veränderung der Arbeitswelt etc. ohnehin genug zu tun hätten.

21. April 2020, 20:57

Zunächst möchte ich mich dem Dank von Ulrike Reisner an die Autorinnen und Autoren anschließen, die rund um Corona exzellente Beiträge eingebracht haben: Renate Danler, Franz Hartl, Reinhard Lanner, Markus Redl, Thomas Reisenzahn. Wertvoll und weiterführend sind auch die zahlreichen Kommentare dazu.

Die Frage der Verhältnismäßigkeit der Eingriffe ist vermutlich nicht allein eine rechtliche, sondern es werden auch andere Fachrichtungen – die sich bereits zu Wort gemeldet haben – zu hören und ernst zu nehmen sein. Die Antwort ist auch abhängig vom Grad der Betroffenheit sowie vom Verständnis für die gesetzten Maßnahmen seitens der Betroffenen. Besonders betroffen sind große Teile der Wirtschaft und in ganz besonderem Maße die Tourismus- und Freizeitwirtschaft.

Die Ergebnisse, zu denen die von der Politik gesetzten Maßnahmen zur Eindämmung von Corona geführt haben, scheinen jedenfalls den eingeschlagenen Weg zu bestätigen. Damit heiligt wohl auch in diesem Fall der Zweck die Mittel.

Jetzt ist es aber höchst an der Zeit, die Wirtschaft und damit auch den Tourismus wieder hochzufahren. Der dringende Bedarf ist nicht nur seitens der Betriebe gegeben, auch die Kunden bzw. Gäste warten darauf. Dass das Hochfahren schrittweise erfolgt und mit gewissen Einschränkungen verbunden ist, liegt auf der Hand und wird auch akzeptiert.

Was die von Ulrike Reisner angesprochenen Weichenstellungen betrifft, so denke ich, dass die Lehren aus der Corona-Krise dazu beitragen können, für ohnehin in Gang befindliche Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft als Turbo zu wirken sowie weiteren Wandel einzuleiten. Dabei ist aber auch auf Stimmen zu hören, denen bisher keine oder zu wenig Beachtung geschenkt wurde.

Auch stellt sich die Frage, inwieweit es im Tourismus gelingt, in der stressgeladenen Situation, in der sich jetzt und in absehbarer Zeit viele Betriebe befinden, Strategien zu nachhaltigen Veränderungen zu entwickeln und umzusetzen.

22. April 2020, 16:22

Inwiefern die getroffenen Maßnahmen, vor allem aber die bisher getätigten und in Aussicht stehenden Lockerungen „verhältnismäßig“ sind, möchte ich an dieser Stelle nicht kommentieren.
Fakt ist jedenfalls, daß die wirtschaftlichen Auswirkungen, die jetzt immer deutlicher sichtbar werden, und nicht zuletzt im Tourismus, fatal sind und sein werden und die Tourismuslandschaft in Österreich noch länger beschäftigen und auch verändern werden.
Die Irritation über fehlende Perspektiven, vor allem aber die fehlende Planbarkeit der nächsten Wochen und Monate sind für alle im Tourismus, von Unternehmern über Destinationen bis zur gesamten Freizeitwirtschaft, nicht mehr zu übersehen. Wie und in welchem Umfang kann ein Betrieb aufsperren, wieviele Mitarbeiter sollen ab wann angemeldet werden, welche Buchungszahlen sind einigermaßen realistisch, welche Länder und ab wann dürfen wieder reisen – nur ein paar der unzähligen Fragen, welche uns von Unternehmern in den letzten Tagen immer häufiger gestellt werden!

Und eines darf wohl auch nicht vergessen werden: wenn Menschen in der Planung ihrer „schönsten Tage des Jahres“ von vornherein mit grösster Unsicherheit konfrontiert sind, mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, der Kommunikation und Lebenslust – dann fehlen wohl zentrale „Lustfaktoren“ des Urlaubs? Wenn momentan sogar über ein Verbot von geführten Touren nachgedacht wird, während die Öffnung von Wellnessanlagen als machbar erscheint und eventuell mögliche Veranstaltungen nur mit entsprechendem Sicherheitsabstand oder gar Mundnasenschutz möglich, dann könnte wohl so manchem noch die Lust auf Urlaub vergehen und die Entscheidung für Urlaub auf Dahamas und Balkonien fallen..?

Somit werden also „nur“ (wünschenswerterweise) geöffnete Grenzen bei weitem nicht ausreichen, die Urlaubslust zu wecken, da bedarf es wohl wesentlich deutlicherer Signale einer Rückkehr zur (neuen?) Normalität….und vielleicht auch einer gewissen Akzeptanz des Unvermeidlichen, welche wir in vielen anderen Bereichen seit Jahren und Jahrzehnten längst gewohnt waren….

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