18. Dezember 2020 | 11:34 | Kategorie:
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Naturgenuss statt Überfluss, Apres Corona statt Apres Ski…

…oder ein Versuch, dem Negativen etwas Positives abzugewinnen!

Wenn man dieser Tage mit Touristikern ( aber nicht nur diesen ) spricht, macht sich immer mehr Frust, Demotivation und Ratlosigkeit breit! Auch wenn die staatlichen Hilfspakete teilweise durchaus positiv wahr- und auch angenommen werden, fehlt sehr vielen Gastgebern eines immer mehr: der Gast….
Viele waren es ein Leben lang gewohnt, egal ob an Feiertagen, zu Silvester, an Wochentagen wie Wochenenden immer Gastgeber zu spielen, ja vielmehr noch: zu sein. Das ist in weiten Teilen des heurigen Jahres definitiv abhanden gekommen, anstatt selbst Freude, Lebenslust und Gastfreundschaft zu spenden, sind Gastwirte,  Gastgeber und Tourismusunternehmer fast schon zu Spendenempfängern mutiert.

Licht in Sicht!

Aber: Licht ist in Sicht, nicht nur weil die Impfnadel immer näher kommt. Spätestens das Frühjahr wird wohl wieder eine spürbare Entspannung in allen Lagen und Infektionszahlen mit sich bringen, viele positive als auch negative Menschen werden hoffentlich aufatmen können. An eine nochmalige Wiederkehr des kleinen Feindes mit der großen Wirkung wollen wir vorerst, im Sinne eines positiven Ausblicks, gar nicht denken…
Das (touristische) Leben wird spätestens dann wieder erblühen, vielleicht sogar in einen Tsunami der Lebensfreude münden? Auf das freuen sich wohl Gäste wie Gastgeber, Einheimische wie temporäre Besucher unseres schönen und trotz Corona noch immer einem der sichersten Länder der Welt.

Rückkehr zur Normalität wäre zu wenig

Eines sollte aber nicht passieren: wir sollten nicht einfach zur gewohnten Tagesordnung zurückkehren, einfach wieder die „Normalität“ einkehren lassen. Das wäre angesichts der Dimension der (gemachten oder stattgefundenen) Pandemie einfach zu billig, wir sollten uns alle viel mehr wert sein und – wir sind es unserer Welt schuldig!

Naturgenuss statt Überfluss

Wir sollten all das, was wir in den letzten Monaten (wieder) zu schätzen gelernt haben, auch aC (apres Corona) versuchen beizubehalten – das wiederkehrende Innehalten, das bewusste Rausnehmen aus der Hektik des Alltags, das erholsame Entspannen in unserer vielfältigen Naturlandschaft, zwischen Bergen und Seen, auf bekannten oder unbekannten Wegen und Pfaden.

Wollen wir wirklich wieder den Überfluss satt, die Kakophonie der Belanglosigkeit, in der sich unsere Gesellschaft, getrieben von gesellschaftlichem Druck, immer mehr selbst verloren hat? Oder wollen wir uns die vielen ruhigen Momente, die uns Corona letztlich auch gebracht hat, nicht zumindest in Erinnerung halten und daraus vielleicht sogar ein neues Urlaubs- und Lebensgefühl entstehen lassen?

A bissl mehr vom Weniger….

Machen wir für uns, aber auch die Gäste unseres Landes einfach was positives aus all dem negativen. Der abgelaufene Sommer hat schon manches aufgezeigt, neue Ideen geboren, manch altes sogar auferstehen lassen. Auch ohne (zu viele?) Events und kommerziellen Oberflächlichkeiten hatten wir landauf, landab begeisterte Gäste, die einen entspannten, weil auch ruhigeren und weniger hektischen Urlaub genossen haben!  Vielleicht war das schon ein kleiner, aber durchaus positiver Ausblick in die mögliche apres Corona Welt?

Wohlgemerkt soll das nicht heißen, daß wir im Kultur-Land der Lebenlust keine Veranstaltungen oder hochwertige Freizeitinfrastrukturen mehr brauchen, aber: Es darf danach, ruhig generell, a bissl WENIGER vom MEHR (des zuvielen) sein, meinen Sie nicht auch?

18. Dezember 2020, 21:54

In unserem Tourismus wird die Nach-Corona-Zeit vermutlich differenziert ablaufen. Dem, was du im Abschnitt „Naturgenuss statt Überfluss“ ansprichst, kann ich viel abgewinnen. Vielleicht auch deshalb, weil ich mich selbst zu der Spezies von Menschen zähle, die davon überzeugt sind, dass weniger auch mehr sein kann.

Wenn wir im Tourismus nach Corona nicht flächendeckend zur „alten Normalität“ zurückkehren wollen, gilt es, jene Kräfte zu mobilisieren, die für den von dir geschilderten Weg zu gewinnen sind. Ich denke, dass dafür u.a. ein Schulterschluss jener Destinationsmanagerinnen und -manager hilfreich sein kann, die sich mit deinen Gedanken identifizieren.

Die Lockdowns setzen dem Tourismus hart zu. Bei allen damit verbundenen Problemen haben viele in der Branche jetzt mehr Zeit als sonst, um ihr Tun zu reflektieren und über ihre Zukunft nachzudenken. Auch genießen wohl viele die von dir beschriebenen positiven Aspekte des Lockdowns. Und dabei entstehen Überlegungen zu Zukunftsstrategien, die vom bisherigen Tun abweichen (siehe z.B. die Ergebnisse eines Lokalaugenscheins in Ischgl: https://www.tt.com/artikel/17642188/lokalaugenschein-in-ischgl-es-wird-nichts-mehr-so-wie-es-vorher-war). Ob diese Pläne aber in die Tat umgesetzt werden, wenn die Pferde wieder aus dem Stall gelassen werden können, ist eine offene Frage

Nicht wenige werden wieder zur alten Normalität zurückkehren, und in der gleichen Intensität oder sogar stärker aufs Gas steigen wie vor Corona. Dazu zwei Beispiele: Der Bericht „Noch mehr Unterhaltung, noch mehr Bahnen“ in der Neuen Zürcher Zeitung, der auf einem Interview mit Jakob Falkner von den Bergbahnen Sölden beruht (https://www.nzz.ch/wirtschaft/soelden-investiert-in-bahnen-und-entertainment-ld.1591937.). Auch das, was sich bei Innsbruck nach dem Verkauf der Muttereralmbahn an einen slowakischen Tourismuskonzern anbahnt, ist alle andere als „a bisserl weniger vom zu vielen“.

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