1. September 2011 | 14:18 | Kategorie:
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Hotel sollte nicht immer Hotel bleiben müssen

Ausgehend von der weltweit höchsten Bettendichte verzeichnet unsere 4- und 5-Sterne-Hotellerie auch noch ein signfikantes Wachstum. Das Ende ist noch nicht in Sicht! Das erzeugt Preisdruck, die betriebswirtschaftlich notwendigen Preise werden oft nicht mehr erzielt, die Rentabilität leidet, es fehlt mancherorts schlichtweg an Geld für Investitionen. So werden manche Betriebe – wenig oder ga nicht rentabel bzw. nicht mehr marktkonform – weitergeführt, weil andere Optionen nicht leistbar sind.

Bei einer eindrucksvollen und gut arrangierten Podiumsdiskussion im Arbeitskreis Tourismus der WKO in Alpbach hat Steuerberater Mag. Erwin Stadler die Situation auf den Punkt gebracht: Viele Unternehmer müssen notgedrungen die Zeit bis zu ihrem 60. Geburtstag „aussitzen“, weil sie weder übergeben noch verkaufen oder sich gar zurückziehen können. Denn erst ab diesem Alter – sonst nur bei Erwerbsunfähigkeit oder Tod – erlaubt der Fiskus eine steuerfreie Betriebsaufgabe. In allen anderen Fällen ist mit einer hohen Besteuerung der Stillen Reserven, die besonders in Gebäude und Grundstück liegen, zu rechnen. Diese Steuer ist meist nicht leistbar, weil sie von der Substanz bezahlt werden muss.

Die ÖHV fordert daher schon seit längerem, dass die Halbsatzbegünstigung und die Steuerfreiheit der Stillen Reserven für alle Betriebsaufgeber nach dem Muster der über 60-Jährigen und der Erwerbsunfähigen gegeben sein sollen. Nicht mehr marktkonformen Betrieben mangelt es abgesehen vom betriebswirtschaftlichen Wert auch am Nutzen für den Ort oder die Region. Mit der Notwendigkeit eines flächendeckenden touristischen Angebots darf nicht argumentiert werden, um so ein langsames Sterben zu rechtfertigen. Warum daher nicht daran denken, Nutzungsänderungen für solche Betriebe zu erreichen, wie den Umbau z. B. in Altersheime oder Mitarbeiterunterkünfte für aktive Betriebe, die natürlich dann noch adaptiert werden müssen? Details dazu lesen Sie hier.

2. September 2011, 18:25

Unbestritten haben lustlos geführte Betriebe mit Investitionsrückstand und fehlender Finanzkraft, die nur mehr dank erheblicher Preiszugeständnisse am Markt mehr recht als schlecht lebensfähig sind, einen nachteiligen Einfluß für die Destinationen. Ihr Umbau, Ausscheiden oder Weiterexistenz unter anderen Rahmenbedingungen ist daher wünschenswert. Ein kleinen Beitrag dazu kann auch das Förderungswesen leisten: Der Ankauf solcher Betriebe durch Jungunternehmer ist ebenso förderungsfähig wie der Ankauf durch bestehende Unternehmen zum Zweck der Betriebsgrößenoptimierung. Mehr darunter unter http://www.oeht.at.

3. September 2011, 11:15

Schlicht und einfach passen die Rahmenbedingungen nicht mehr. Im Pillerseetal haben wir ein mit Russengeld am Leben erhaltenes 3-Stern-Hotel mit HP und Hallenbad, welches in den Nebensaisonen 4 Tage um € 99,– verkauft, Nettoerlös pro Tag ca. € 14,00.
In Fieberbrunn verkauft ein nagelneues Trend Hotel inkl. alkoholischer Tischgetränke die Nacht um € 50,–. Solche beschämende Beispiele gibt es zu hunderten im ganzen Land. Auch am Markt bestehende und sogar lustvoll geführte Betriebe kommen dadurch zweifelsohne unter Druck. Bei den jungen Übernehmern geht es oft nicht ums Übernehmen wollen, sondern ums Übernehmen können. Die Übernehmer müssen sich in Zukunft gut ausrechnen, ob sie mit neuen Ideen und viel Arbeit substanzlose/überschuldete Betriebe weiterführen wollen. Und viele Betriebe haben Betriebsgrössen bzw. Betriebsergebnisse, die eine ständige Mitarbeit der Unternehmer fordert. Diese Unternehmer hätten auch gerne die Rahmenbedingungen anderer Branchen….damit sich das Anlegen oft unversteuerte Gewinne auf einer Insel auch für Hotels endlich lohnt;-)
So manches Hotel bräuchte keine neue Betriebsgrösse, sondern eine geförderte Abrissbirne. Dann ist auch der Grund, auf dem das Hotel stand, wieder etwas wert.

3. September 2011, 12:32

Dafür das sich die Besitzer solcher (leider oft nicht mehr marktkonformen) Tourismusbetriebe ein Leben lang bemüht haben einen angemessenen Lebensunterhalt zu erwirtschaften um davon leben zu können, werden sie am Ende (vor der Pension) noch bestraft. Arbeiten bis zum umfallen (ohne Ertrag!) oder für den Ausstieg noch schnell einen Konkurs hinlegen und dann in Pension. Na Bravo, schöne Aussichten!

7. September 2011, 9:48

Ein auf Konkurse spezialisierter Richter hat einmal zu mir gesagt: „Lasst die Betriebe in Würde sterben! Dazu gehören Gesetzesänderungen.“ Es ist oft unerträglich miterleben zu müssen, wie manche Familien am Ende ihres harten Berufslebens aus steuerlichen Gründen „weiterwursteln“ müssen. Gesetze sollen den Strukturwandel nícht unnötig behindern. Die Forderungen der ÖHV in diesem Zusammenhang unterstütze ich voll und ganz.

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