11. Februar 2018 | 11:14 | Kategorie:
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Keine Mega-Sportveranstaltung ohne Akzeptanz der Bevölkerung

Eine Sportgroßveranstaltung hat positive wie negative Seiten. In aller Kürze darf ich aus meiner touristischen Praxis nur ein paar Aspekte aufgreifen:

Zweifelsohne positiv ist der mediale Niederschlag eines Sportgroßevents, den die Region/der Ort in dieser Form so nie hätte. Allerdings: Wenn etwas nicht so funktioniert, kann es auch negative News geben. Die Region, die Stadt oder der Ort muss in der Regel einen nicht unerheblichen Beitrag leisten, der meist nicht einfach zu finanzieren ist. Meist kommt es zu Kürzungen in anderen Aufgabenbereichen. Es sollte daher das touristische Ganzjahresangebot durch einen derartigen finanziellen Aufwand nicht bzw. wenig leiden. Regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen (Hahnenkamm-Rennen etc.) haben eine andere Nachhaltigkeit als Einmal-Mega-Events. Wichtig ist dabei, dass dies nicht nur von den Wirtschaftstreibenden, sondern auch von der breiten Bevölkerung mitgetragen wird. Essenziell ist auch, dass dieses sportliche Großereignis in die Region/den Ort passt. Es muss ein natürliches Angebot dafür da sein, das es auch mit dem Event auszubauen gilt. Ziel sollte es sein, damit eine gewünschte Positionierung zu schaffen oder zu verstärken. Genauso wichtig ist bei Investitionen, dass diese nicht nur für die eine Großveranstaltung genutzt wird, sondern ein nachhaltiges Nutzungskonzept für andere Events/Zwecke vorliegt. Es darf die zu diesem Zwecke geschaffene Infrastruktur nicht zum großen Kostenfaktor werden, sondern zum Gewinn- und Motivationsfaktor. Selbstverständlich kann eine Sportgroßveranstaltung sehr zu einem „gewollten“ Image und zu einer Reputation beitragen, die vor allem qualitative Auswirkungen hat und zudem Investoren in diesem Segment anzieht. Die Bildung eines Clusters über den ursprünglichen Rahmen hinaus sollte konkret mitgeplant werden.

Was die Nächtigungen anlangt, so sind diese mitunter weniger, weil es vielfach zu Einzelbelegungen der Zimmer kommt. Natürlich geht bei solchen Events auch der Nächtigungspreis in die Höhe. Es profitieren gewiss viele Wirtschaftszweige, sodass die angestellten Wertschöpfungsberechnungen – auch als Legitimation gegenüber den Zahlern und Akteuren – meist überaus positive sind.
Oft ist allerdings die Kehrseite der Medaille, dass sich die einheimische Bevölkerung durch unterschiedlichste Effekte (Umwelt, Verkehr, Teuerung, Überfüllung u.a.m.) sehr gestört fühlt. Auch traut die Bevölkerung teilweise den Verantwortungsträgern, der Politik, der Stadt/Region aus früheren Erfahrungen nicht mehr in dem Ausmaß, die Großveranstaltung finanziell und organisatorisch ordnungsgemäß abzuwickeln. Dies hörte ich häufig als Hauptargument für die negative Abstimmung von Olympia 2026 in Innsbruck-Tirol.

Mein Fazit: Sportgroßveranstaltungen bedingt ja, wenn die obigen Rahmenbedingungen stimmen, und ein schlüssiges und nachhaltiges Konzept dahinter steckt.

19. Februar 2018, 14:35

Das Thema ist unheimlich interessant. Bei keinem anderen touristischen Ereignis gibt es so viele Differenzen, die alle betrachtet werden müssen. Finanzielle Interessen stehen dem öffentlichen Interesse in diesem Fall oft entgegen.
Mit besten Grüßen,
Tobias

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